Rückblick: Bilanz 2017
Zunächst möchten wir rückblickend mit einer kurzen Bilanz vom "Storchenjahr" 2017 beginnen. Das Jahr 2017 war deutschlandweit kein gutes Jahr für Weißstörche. Die Brutsaison war geprägt durch heftige Regenfälle im Sommer, die in vielen Teilen Deutschlands Spuren hinterlassen haben. Bedingt durch die Unterkühlung der durch Dauerregen durchnässten Jungen gab es eine hohe Sterblichkeitsrate beim Nachwuchs. Das Resultat war, dass insgesamt weniger Jungstörche als in den Vorjahren auf die erste Reise in die Winterquartiere ging. Dies traf leider auch auf Hessen zu!
Die Zahl der Brutpaare in Deutschland wird auf mindestens 6300 Storchenpaare geschätzt und ist damit etwa gleich geblieben. Es gibt aber deutliche regionale Unterschiede: In den westlichen Bundesländern stiegt die Zahl der Brutpaare um ca. 10% an, bei uns in Hessen war der Zuwachs sogar 19,2%. In Ostdeutschland blieb der Bestand stabil oder war leicht rückläufig. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Situation eher kritisch. Hier ist der Bestand des Weißstorches seit mehr als 10 Jahren im Rückgang begriffen. Und hier die Zahlen für Hessen (zur Verfügung gestellt von Klaus Hillerich):
2017: 594 Brutpaare mit 1072 Jungen (2016: 493 Brutpaare; 2015:421 Brutpaare)
Die Jungenzahl ging 2017 wegen der schlechten Witterungsbedingungen gegenüber 2016 leicht zurück.

Im Kreis Darmstadt-Dieburg gab es 2017 insgesamt 40 Brutpaare mit 72 Jungen. Im Altkreis Dieburg brüteten 29 Brutpaare mit insgesamt 50 Jungen. Alleine am NSG Reinheimer Teich brüteten im letzten Jahr 15 Brutpaare (4 Brutpaare mehr als 2016). Der Bruterfolg war geringer wie im Vorjahr. Laut Aufstellung von Klaus Hillerich wurden ca. 22 Jungen am Reinheimer Teich erbrütet.

Überwinterer:
Allem Anschein nach haben 2 Störche beschlossen, den langen Weg in das Winterquartier zu vermeiden (Bild rechts von W. Löbig zeigt den Storch Anfang November 2017). Den ganzen Winter über waren permanent 2 Weißstörche in unserer Region rund um den Reinheimer Teich zu beobachten. Dazu gesellten sich zeitweise 3 andere Störche, die aber nur ab und zu durch die Wiesen den Gersprenzauen schritten. Auf keinen Fall sollten die Tiere gefüttert werden. In der Regel, finden die Störche in einem milden Winter genügend Nahrung.

 


2018: Störche in Semd /Hehnes
 
Bereits Ende Januar waren hier zwei Störche zu beobachten, die sich am Nest zu schaffen machten.
Mai: Am 5. Mai kann man außer den ständig durchzuführenden "Wartungsarbeiten" am Horst auch die ersten Küken sehen.
Zumindest ein Schnäbelchen schaut kurzzeitig über den Nestrand hinaus (im roten Kreis zu entdecken). Später werden 3 Küken gezählt.

Juni: Am 19. Juni wurden 3 kräftige Jungstörche beringt, ein verendetes mumifiziertes Küken lag noch im Nest. Ein Elternteil bringt gerade frische Nahrung und füttert die Jungen.
Ende Juni werden die Flugmuskel ständig trainiert.

 

 

 

2018: Störche am Landwehrgraben/Scheelhecke (Groß-Zimmern)
 

Auch hier fand sich Ende Januar/Anfang Februar Meister Adebar ein und ist dabei, das Nest zu belegen.
März 2018: Nest auf der abgesägten Pappel ist fest besetzt. Auch der Nachbarbaum scheint interessant zu sein; hier sind zumindest Nestbau-Versuche eines weiteren Storches zu beobachten.
Juni: Jungstörche am Landwehrgraben beim Flugtraining. Auch hier gibt es anscheinend 3 Jungstörche!

 

2018: Störche am Reinheimer Teich
Auch am Reinheimer Teich hat das Storchenjahr begonnen: Sowohl auf dem Dach der alten Teichscheune als auch auf dem Hochsitz und in der Weidengruppe haben sich mehrere Brutpaare niedergelassen und mit dem Nestbau begonnen.
Auch wenn es am 18. März noch einmal schneit, das Nest auf der alten Teichscheune ist bezogen.


 

Bild oben: Auch in der Baumgruppe gibt es Ende März ein reges Treiben. Mitten in der Reiherkolonie bauen die Störche an ihren Nestern.
Bild rechts:
Bei dem Paar auf der alten Teichscheune ist die Familienplanung in vollem Gange.
Insgesamt scheint es 18 bis 20 Brutpaare am Reinheimer Teich zu geben, wobei ein Paar auf der alten Teichscheune sitz, ein Paar einen alten Hochsitz ausgewählt hat und der Rest in der Baumgruppe brütet.

Mai: Aktuell wurden 18 Brutpaare in der Baumgruppe beobachtet, wobei ein Paar noch unentschlossen scheint. Die Paare auf der alten Teichscheune und dem alten Hochsitz brüten anscheinend die Eier aus.


Juli: Auch bei den Baumbrütern geht es geschäftig zu, die Elterntiere schaffen ununterbrochen Futter für den Nachwuchs heran.

 

 

Juni: 3 Jungstörche auf dem Hochsitz im NSG Reinheimer Teich im Juni.

Juli: Die Jungstörche auf dem Hochsitz lassen sich noch von den Eltern füttern

 

3 Jungstörche mit Elterntier auf der Teichscheune im Juni



 

 

 

 

 

 

 

 

Juli: Ein wenig Abkühlung durch einen leichten Wind, ansonsten Trockenheit und Hitze.....

 

 

2018: Störche in Münster

Auch in Münster und Umgebung tut sich einiges (Infos unter http://www.nabu-muenster-hessen.de/neues-von-den-entega-stoerchen.html). Schon seit Anfang Januar sieht man einige Störche, die sich mal mehr mal weniger für das Nest interessieren. In Münster gibt es neben einigen Baumbrütern den so genannten "Klärwerks-Storch" und den "Sandstorch". Letzterer hat sein Nest auf einem künstlich errichteten Storchenständer im Gebiet "Auf dem Sand".
Der so genannte "Klärwerks-Storch" hat inzwischen (Mitte Februar) das Nest fest bezogen und auch für das Nest im Gebiet "Auf dem Sand" scheint es Mieter zu geben.

Mitte März: Inzwischen hat sich bei steigenden Temperaturen die Storchenpopulation deutlich erhöht. Das heißt, anhand der Beobachtungen geht man zur Zeit von ca. 23 Störche in den Gersprenzauen aus.

Mehrere Baumnester an der Gersprenz sind mit Vorjahresstörchen belegt, in einem abgestürzten Nest versucht der vorjährige Storch mit einem neuen Partner (ohne Ringmarkierung) ein neues Nest zu bauen. Sein Vorjahrespartner versucht mit einem neuen Partner ein neues Baumnest zu bauen. Es gibt noch weitere Störche, die entweder kein Nest haben oder noch auf Partnersuche sind.
 
Laut NABU Münster gibt es Ende April neben dem Nest auf dem Klärwerk und dem "Auf dem Sand" weitere 4 Horste auf Bäumen an der Gersprenz (Bild rechts) und 2 im Pappelwäldchen.

 

Juni: Einer der Störche aus Münster Mitte Juni.

 

Weitere Storchennester im Altkreis Dieburg:

Auch in Harpertshausen, Sickenhofen, Nieder-Klingen, Habitzheim und Eppertshausen sind die Nester mit festen Partnern belegt

 

Jungstörche bei Habitzheim im Juni.
Auch bei Sickenhofen konnten 3 Jungstörche Mitte Juni beringt werden, ein viertes Küken wurde zwar noch Anfang Juni gesehen, muss dann aber im Anfang Juni gestorben sein.

 

Mehr Informationen:

NABU HESSEN-PRESSEMITTEILUNG | NR 09/18 | 27. FEBRUAR 2018

Neuer Storchenrekord in Hessen

Wetzlar – Trotz stagnierender Anzahl an Jungtieren war der Wappenvogel des NABU im Jahr 2017 weiter auf Erfolgskurs. Bernd Petri und Klaus Hillerich, Sprecher der NABU-Landesarbeitsgruppe Weißstorch, können deshalb für Hessen eine positive Jahresbilanz ziehen: „Mit 590 Weißstorchpaaren konnten wir in 2017 einen Zuwachs um 19,2 Prozent verzeichnen“, so Petri. Die hessischen Weißstörche zogen in diesem Jahr allerdings nur 1072 Jungtiere groß, etwas weniger als im Jahr zuvor, als 1078 junge Adebare gezählt wurden. „Der nasskalte Frühling hat den Störchen stark zugesetzt. Deshalb sind vergleichsweise viele Bruten erfolglos geblieben“, erklärt Petri. Die Weißstorchfreunde stellten fest, dass 25,6 Prozent aller Brutpaare keine Jungen großziehen konnten. In 2016 waren es nur 16,8 Prozent gewesen. Das Mekka der hessischen Weißstörche ist nach wie vor der Landkreis Groß-Gerau, wo in diesem Jahr 497 Jungvögel von 236 Brutpaaren aufzogen wurden.

Der NABU-Ornithologe Petri erläutert, dass die Bestände des Weißstorchs in Hessen noch lange nicht stabil seien. „Ohne die Kerngebiete im Hessischen Ried bei Biebesheim, in den Altneckarschlingen bei Groß-Gerau, in der Wetterau, im Main-Kinzig-Kreis, im Kreis Darmstadt-Dieburg und bei Wiesbaden gäbe es im sonstigen Hessen noch keine dauerhaften Weißstorch-Vorkommen. Alles hängt nach wie vor von den Ausbreitungszentren in Südhessen ab“, so Petri. Der Gesamtbestand befinde sich immer noch in einer Phase, in der die Weißstörche frühere Brutgebiete Mittel-, Ost- und Nordhessens wieder besiedelten. Dieses sensible Ausbreitungsstadium müsse unbedingt gestärkt werden. „Der Weißstorch ist in Hessen trotz kontinuierlicher Bestandszunahme und stetigem Zuwachs von Brutpaaren nach wie vor als ‚gefährdet‘ einzustufen“, erklärt Petri.

Die Storchenzahlen werden jährlich von vielen hessischen Storchenfreunden der „Arbeitsgruppe Weißstorchberingung in Hessen“ unter Leitung von Klaus Hillerich zusammengetragen. „Ohne die ehrenamtliche Mitarbeit vieler Storchfreunde wäre es gar nicht möglich, die Bestände des weißen Schreitvogels so genau zu beobachten und zu kontrollieren“, erläutert Hillerich. Für die Zukunft des Weißstorchs in Hessen ist vor allem der Erhalt von Feuchtgrünland von entscheidender Bedeutung. „Störche brauchen möglichst viele nasse Wiesen in Nestnähe, um genug Futter für ihre Jungen finden zu können“, erläutert Petri. Der Lebensraumverlust steige in Hessen immer noch rasant an. Vor allem der Umbruch von Grünland zu Maisäckern für die Energieerzeugung von Biogas sei eine große Gefahr für die weitere Entwicklung der Bestände. Mit dem Verlust von Feuchtgrünland verschwinde nicht nur der Lebensraum des Weißstorches, sondern auch der vieler anderer Tier- und Pflanzenarten. „Der Storchenschutz ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt auf unseren Wiesen“, so Petri.

Weißstorchzahlen (Brutpaare) in 2017 nach Landkreisen

Bergstraße: 31 (28), Groß-Gerau: 236 (206), Darmstadt-Dieburg: 40 (31), Wiesbaden: 35 (31), Offenbach: 2 (2), Main-Taunus 6 (6), Main-Kinzig: 60 (47), Fulda: 9 (7), Wetterau: 88 (70), Gießen: 28 (19), Lahn-Dill: 2 (2), Marburg-Biedenkopf: 23 (16), Waldeck-Frankenberg: 1 (1), Hersfeld-Rotenburg: 10 (10), Vogelsberg: 3 (2), Schwalm-Eder: 11 (10), Kassel: 4 (4), alle anderen Landkreise ohne Weißstorchbruten. Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Jahr 2016.


Hintergrund-Informationen
Vom südhessischen Auenland bei Lampertheim bis hoch hinauf in das waldreiche nordhessische Vaake im Reinhardswald klappert wieder der Weißstorch. Kaum jemand hätte noch Ende des vergangenen Jahrhunderts daran geglaubt, dass Hessen wieder zum Storchenland wird. Das Verschwinden des Klapperstorchs im letzten Jahrhundert hatte viele Gründe. Rasante Veränderungen der Landschaften, die Umstellung von Weideviehhaltung auf Stallviehhaltung. Entwässerungen, Flächenverluste durch Bebauung und Verluste durch Leitungsanflüge, Stromschläge und Gifteinsatz.

Mitte der Siebziger Jahre begann man zu retten, was noch zu retten war. Gerade im NABU engagierten sich die Menschen vor Ort für die Natur und ihre Heimat. An die Rückkehr der Störche glaubten allerdings nur wenige. Neben Renaturierungen von Auengebieten und der Ausweisung von Schutzgebieten gab es "Spinner", die einfach Masten mit Kunstnestern in die Landschaft stellten, weil sie meinten, dass Störche, sollten sie jemals wiederkommen, diese Nistmöglichkeiten dringend bräuchten. Mit dem Anwachsen der sogenannten "westziehenden" spanischen Storchenpopulation und verschiedenen Auswilderungs-Projekten im Elsass und der Schweiz wuchs der Storchenbestand. Vor zwanzig Jahren siedelten sich dann vereinzelt Störche in Südhessen an. Und jeder Gast bekam sofort größte Aufmerksamkeit und Fürsorge. Und vor allem: Die modernen Störche flogen auf die von Menschenhand errichteten Nester auf Masten. Seit diesen Tagen kümmern sich viele engagierte Naturschützer um deren Wohl.