Natur des Jahres

 

Feldlerche  – Vogel des Jahres 2019


Typischer Agrarvogel im Sinkflug:

Begabter Himmelsvogel wird selten

 

 
Es kommt selten vor, dass ein Vogel zum zweiten Mal als Vogel des Jahres ausgerufen wird. Die Feldlerche war es schon einmal, und zwar 1998. Schon damals warnte der NABU davor, dass der begabte Himmelsvogel in vielen Gebieten Deutschlands selten oder gar aussterben wird. Seitdem ist mehr als jede vierte Feldlerche aus dem Brutbestand in Deutschland verschwunden.
 
Die fast starengroße Feldlerche ist der Charaktervogel unserer Agrarlandschaft. Sie trägt ihren abwechslungsreichen Gesang meist aus großer Höhe vor. Für viele Menschen ist eine Ackerlandschaft ohne Feldlerchengesang kaum vorstellbar. Der kleine Feldvogel hält sich am liebsten dort auf, wo Pflanzen eine Vegetationshöhe von 20 bis maximal 50 Zentimetern erreichen und nicht zu dicht stehen. So können die Vögel ungestört ihre Bodennester bauen, sich verstecken und zwischen den Gräsern und Wildkräutern Nahrung suchen.  
 

Zwar sollten die Lebensräume der Feldlerche weiträumig offen sein, idealerweise benötigt sie jedoch ein Mosaik aus verschiedenen Landnutzungen und Ackerfrüchten. Nur so kann der charismatische Sänger zu verschiedenen Zeiten in der Brutsaison ausreichend Flächen mit geeigneter Vegetationsstruktur finden. Nach der Paarung sucht das Weibchen den Platz für das Nest aus – bei der ersten Brut meist im April. Sie bevorzugt dabei möglichst trockene, ebene Flächen mit niedriger Vegetation oder nacktem Boden. Dort scharrt das Weibchen eine fünf bis sieben Zentimeter tiefe Mulde und polstert sie mit Wurzeln oder Halmen aus. Im Abstand von je einem Tag legt das Weibchen zwei bis sieben, schmutzig-weiße, bräunliche oder leicht grünliche Eier.
Der Speiseplan der Feldlerche ist recht vielfältig: Auf den „Tisch“ kommt, was ihr die Natur während der verschiedenen Jahreszeiten bietet. Wird tierische Nahrung für den Kurzstreckenzieher im Winter knapp, ernährt sie sich überwiegend vegetarisch von Pflanzenteilen und nahrhaften Sämereien. Große Getreidestoppelfelder oder Flächen die sich nach der Ernte selbst begrünen, wären für die Feldlerche in der kalten Jahreszeit ergiebige Plätze für die Futtersuche, sind aber aufgrund der schnellen Neueinsaat im Herbst selten geworden. Geräumte Maisfelder oder offenes Grünland hingegen bieten wenig Nahrhaftes. Mit dem beginnenden Frühling stellen die Lerchen ihre Ernährung auf kleine Tiere um und erbeuten Insekten und deren Larven sowie Spinnentiere. Außerdem fressen sie Regenwürmer und kleine Schnecken. Diese eiweißreiche tierische Kost ist vor allem während der Brutsaison wichtig.
Die zunehmende Konzentration des Ackerbaus auf die drei Kulturen Wintergetreide, Mais und Raps sowie der gleichzeitige Rückgang von Brachen und Grünland führen zu mangelnden Brutflächen. Konnten Feldlerchen früher die erste Brut im Wintergetreide, die zweite im Sommergetreide und eine dritte auf Brachen aufziehen, bleibt es heute häufig bei nur einer Brut. Die Feldlerchenbestände befinden sich europaweit im deutlichen Sinkflug: Offizielle Monitoringdaten des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) zeigen zwischen 1990 und 2015 einen Bestandseinbruch um 38 Prozent, also um deutlich mehr als ein Drittel. Dies gilt uneingeschränkt auch für unsere Region.
 

Wie kann der Feldlerche geholfen werden?

Gut ist ein Mix aus Sommer- und Winterkulturen sowie Brachflächen, damit Lerchen noch im späten Frühjahr brüten können. Die Landwirte sollten mehr als zehn Meter breite Schneisen in großen Maisflächen anlegen. Diese können als Brache, Blühstreifen oder Sommergetreide mit Erntemöglichkeit bestellt werden.

Für eine lichtere und von der Feldlerche noch nutzbare Pflanzendecke sorgen ein mehrfacher Saatreihenabstand, eine reduzierte Saatgutstärke sowie keine oder eine reduzierte Düngung der Felder ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Mais-Monokulturen wie rechts gezeigt bieten der Feldlerche keinen geeigneten Lebensraum.

Artenreiche Blühstreifen sind besonders effektiv, wenn sie möglichst breit (mehr als zehn Meter) oder unregelmäßig verteilt sind, um Nesträuber nicht direkt auf die Nester hinzuleiten. Mulchen von Wegrändern während der Feldlerchen-Brutzeit von März bis Ende Juli sollten möglichst unterbleiben.

 

(Text: W. Heimer, Bilder: Heimer/Jacob)

 

 

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